Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht

Mit Zimmerpflanzen richtig umzugehen, kann eine ganz schöne Herausforderung und nicht zuletzt eine Wissenschaft sein. Neben dem richtigen Wissen ist auch das richtige Maß an Zuneigung entscheidend. Das hier ist eine Geschichte darüber, wie man mit zu viel Pflege alles kaputt machen kann.

Mehr On-Off-Beziehung, als anhaltende Liebe

Mit Pflanzen verbindet mich schon immer eine Hassliebe. Es gibt Zeiten, in denen kümmere ich mich super gerne um sie und freue mich, neue Blätter sprießen zu sehen. Aber da ich meinen Hobbys eher im Wechsel Aufmerksamkeit schenke, gibt es auch immer wieder Phasen, in denen ich vergesse, mich um sie zu kümmern weil ich gerade lieber Japanisch lerne oder mich an Bubble Tea Rezepten versuche.

„Der Elefantenfuß hat meine Pubertät überlebt und auch die Hipster-Phase, in der er mir solidarisch meine Mate-Reste abgenommen hat“

Elefantenfuß in Blechtopf. Aus dem Artikel: Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht
Der Elefantenfuß stapft mit mir durch dick und dünn – auch wenn ich ihm nur sporadisch Aufmerksamkeit schenke. © Daria

Zum Glück gibt es Zimmerpflanzen, die mit dieser sporadischen Aufmerksamkeit sehr gut umgehen können. Meine älteste Pflanze ist ein Elefantenfuß, den ich vor bestimmt 15 Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Der hat also meine Pubertät überlebt und auch die Hipster-Phase, in der er mir solidarisch meine Mate-Reste abgenommen hat. Gewachsen ist er zwar nie so richtig und ein paar braune Blätter hat er dauerhaft, aber er lebt!

Mit der Zeit kamen ein paar Zimmerpflanzen dieser Art in meinen Besitz: Ein dahinsterbender Ficus, der beim letzten Umzug fast erfroren wäre, eine Aloe Vera, die sich trotz meiner sporadischen Zuneigung fröhlich vermehrt – so ziemlich alle meine Freund*innen haben inzwischen Ableger von ihr und soweit ich weiß, ist auch da noch keine gestorben – und eine Yucca-Palme, der eh alles egal ist.

Und dann kam irgendwann die erste Zimmerpflanze dazu, die etwas mehr Aufmerksamkeit brauchte: eine selbst gezogene Avocado. Bei Avocados hat man sehr schnell Erfolgserlebnisse, weil sie rasant in die Höhe sprießen und auch die Blattausbildung relativ fix geht. Allerdings brauchen sie ziemlich viel Wasser und verkraften eine Trockenzeit nicht so gut. Mein Exemplar hat erstaunlich lange überlebt und als sie größer war als ich, hatte ich genug pflanzliches Selbstbewusstsein, um Spaß an diesem „Hobby“ zu entwickeln.

Zimmerpflanzen als Mainstream-Hobby

Also durfte bei den folgenden IKEA- und Baumarktbesuchen immer mal wieder eine Pflanze mitkommen. Einige davon haben auch längere Zeit überlebt. Mit der Zeit wurden Pflanzen auch in meiner Instagram Bubble immer präsenter. Ich fing an, Accounts zu folgen, die sich primär mit Zimmerpflanzen beschäftigten und mich konstant mit Tipps zur richtigen Pflege versorgten. 

„In der Anfangszeit von Corona ging ein kollektiver Pflanzenhype durchs Land“

Auf diesen Accounts sahen die Zimmerpflanzen natürlich super schön aus und mit der Zeit bildeten sich in mir immer konkretere Pflanzenwünsche: Eine Efeutute, die sollen besonders pflegeleicht sein und eine Monstera, die haben einfach die schönsten Blätter.

In diese Zeit fiel auch der Anfang von Corona – eine Zeit, in der ein kollektiver Pflanzenhype durchs Land ging. Alle sollten plötzlich zu Hause bleiben, die Läden hatten bis auf wenige Ausnahmen geschlossen und man setzte sich stärker mit seinem zu Hause auseinander. Zu den letzten geöffneten Läden gehörten die Baumärkte, so dass sehr viele Leute den logischen Schluss zogen, dass jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen war, um den Balkon, Garten oder wenigstens die Zimmerpflanzenecke auf Vordermann zu bringen. 

Daraus folgte, dass es kurz nach dem Klopapiermangel plötzlich einen Mangel an Blumenerde gab. Auch das noch.

Auch mein Freund und ich dachten uns, dass es höchste Zeit ist, ein paar längst aus ihren Töpfen rausgewachsene Pflanzen umzutopfen und schlossen uns der langen Schlange vor dem örtlichen Baumarkt an, um Erde und – wie sollte es auch anders sein – ein paar neue Pflanzen zu besorgen. Dass wir an diesem Tag das Todesurteil unserer geliebten Avocado unterschreiben würden, wussten wir damals noch nicht.

Ungeliebte Gäste

Nach einem sehr anstrengenden Pflanzen-Care-Tag – Umtopfen, alle Pflanzen abduschen, die trockenen Blätter entfernen – hatten wir uns einen gemütlichen Dschungel geschaffen, der uns die nächste Zeit, in der wir möglichst viel zu Hause sein sollten, ein Stück weit die Natur draußen ersetzte.

Zimmerpflanzen am Fenster. Aus dem Artikel: Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht
Der Dschungel aus Zimmerpflanzen, der uns während der Corona-Pandemie die Natur in die Wohung brachte. @ Daria

Und genau das tat er auch, mit all den Unannehmlichkeiten, die die Natur so zu bieten hat.

Irgendwann fiel uns auf, dass immer mal wieder kleine schwarze Fliegen durch die Gegend schwirrten – Trauermücken. Am Anfang dachten wir uns dabei nicht viel, Trauermücken hatten wir vor ein paar Jahren schon mal durch längstmögliche Missachtung der Pflanzen in den Griff bekommen. Aber diesmal war es anders.

„Wahrscheinlich hat unsere ambitionierte Gießerei auch einen großen Teil zur Plage beigetragen.“

Wir hatten Bio-Erde gekauft, die, zugegeben, ziemlich nach Pferdemist roch. Das kam uns beim Umtopfen zwar komisch vor, aber es war ja schließlich Bio-Erde, vielleicht muss das so. Es stellte sich heraus, dass die Erde, die wir in der Hälfte unserer Pflanzentöpfe hatte, durchseucht war von Trauermücken. Aber wirklich sowas von durchseucht, dass ein Gelbsticker innerhalb eines Tages schwarz war! 

Nahaufnahme Gelbsticker mit Trauermücken. Aus dem Artikel: Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht
So sahen die Gelbsticker innerhalb eines Tages aus. @ Daria

Wahrscheinlich hat unsere ambitionierte Gießerei auch einen großen Teil zur Plage beigetragen. Denn Trauermücken können am besten in feuchter Erde ihre Eier legen und wir hatten unseren Pflanzen in den letzten Wochen schließlich erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt.

Uns war klar, dass die Pflanzen unbedingt aus dieser Erde raus mussten, da nicht nur wir super genervt von den Viechern waren, sondern Trauermückenlarven auch die unangenehme Eigenschaft haben, die Wurzeln der Pflanzen anzufressen. Bei der Masse an Fliegen war es nur eine Frage der Zeit, bis alle Pflanzen komplett weggefressen sein würden.

Tabula Rasa – zurück zum Ursprungszustand

Die Umtopfparty, die wir notgedrungen erneut veranstalten mussten, hat längst nicht mehr so viel Spaß gemacht, wie die erste. Denn diesmal haben wir versucht bei sämtlichen Zimmerpflanzen die Wurzeln in der Dusche so gut es ging von der befallenen Erde zu befreien. Das hat mehr schlecht als recht geklappt und um sicher zu gehen, haben wir neben den Gelbstickern auch Nematoden eingesetzt – kleine Fadenwürmer, die die Larven der Trauermücken fressen sollten.

„Jetzt sieht es in unserer Pflanzenecke eigentlich genauso aus, wie ganz am Anfang.“

Unsere Gegenmaßnahmen waren ziemlich erfolgreich, es schwirrten sehr viel weniger Trauermücken durch die Wohnung. Allerdings ist wegen der häufigen Eingriffe ca. die Hälfte aller Pflanzen – leider auch die große Avocado – nach und nach eingegangen.

Und jetzt sieht es in unserer Pflanzenecke eigentlich genauso aus, wie vor dem erhöhten Interesse an Zimmerpflanzen: Der traurige Ficus hat irgendwie überlebt, die Yucca-Palme auch und der Elefantenfuß ist sogar etwas glücklicher, weil er endlich einen größeren Topf bekommen hat. Von den neuen Pflanzen hat nur die Efeutute überlebt. Die kann ich auch echt jedem*r nicht so ambitionierten Pflanzenfreund*in empfehlen: Braucht wenig Wasser und scheint ziemlich Schädlingsresistent zu sein.

Ficus, Elefantenfuß, Yucca Palme auf Fensterbank. Aus dem Artikel: Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht
Der strapazierfähige Rest, der die Plage überlebt hat. © Daria

Aus Fehlern lernt man bekanntlich

Aus dieser frustrierenden Aktion, die uns viel Kraft und Nerven gekostet hat, konnten wir trotzdem etwas mitnehmen: 

Es ist keine Schande, wenn das Vorhaben Gemütliche Pflanzenecke scheitert. Unsere Wohnung ist auch mit weniger Pflanzen gemütlich.

Avocado Steckling im Glas. Aus dem Artikel: Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht
Die jüngste Pflanze: Eine selbst gezogene Avocado, die aufgrund der Trauermücken im Glas leben muss, solange sie kann. @ Daria

Erde, die nach Pferdemist stinkt, sollte man tunlichst vermeiden. 

Zimmerpflanzen tendenziell lieber austrocknen lassen und ignorieren, die melden sich schon mit schlaffen Blättern, wenn sie Wasser brauchen. Dann können Trauermücken nicht so gut nisten.

Alte Freundschaft währt am Längsten. Wer meine Pubertät überlebt, überlebt auch alle weiteren Lebensphasen, selbst wenn ich eine Armada von Trauermücken in die Wohnung lasse.

Trauermücken sind immer noch ein paar da, wir haben uns aneinander gewöhnt. Und eine neue Avocado steht seit Monaten im Wasserglas, längst bereit zum Einpflanzen. Vielleicht wird sie ja mal so groß wie ihre Vorgängerin. Aber das Eintopfen wird wohl erst passieren, wenn es wirklich nötig ist, denn ich versuche wieder, meine Pflanzen weitestgehend zu ignorieren. Damit kommen sie anscheinend am besten klar.

Wie ist dein Verhältnis zu Pflanzen? Lebensinhalt oder nur Deko?

Titelbild: Daria – aufgenommen in einem Gewächshaus in Portugal. Zum Glück habe ich diese Schönheit nicht auch noch auf dem Gewissen.

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2 Gedanken zu „Zimmerpflanzen umbringen leicht gemacht – ein Erfahrungsbericht“

  1. Oohja, das Aloe-Vera-Töchterchen steht höchst lebendig auf unserem Küchentisch. Da sie unten immer wieder Blätter verliert und gleichzeitig nach oben strebt, sieht sie zwar eher aus wie ein sonderbares Bäumchen, aber leben tut sie! Die inzwischen flügge gewordenen Enkelkinder zanken ihrerseits freudig grün in ihrem wohl inzwischen zu kleinen Topf auf dem Fensterbrett. 😉

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    • Hihi wie schön, dass sich der Aloe-Ableger bei dir so wohl fühlt und selbst schon Nachkommen hat. 🙂
      Meine Mutterpflanze hat inzwischen auch einiges an Stamm, das scheint mit der Zeit so zu passieren. Ich habe irgendwann die Ableger wieder drumherum eingepflanzt, dann fällt er nicht so auf. 😉

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