1 Jahr mit Katzen – ein ehrlicher Erfahrungsbericht

Wer mich kennt weiß, ich liebe Tiere. Und wenn ich Tiere sage, meine ich vor allem: Katzen. Ich würde sogar behaupten, dass ich in meinem vorherigen Leben eine Katze war oder spätestens in einem nächsten Leben eine Katze werde. 

Und auch wenn ich weiß, dass Katzen die Gesellschaft spalten – die einen lieben sie, die anderen hassen sie und wieder andere reagieren allergisch auf sie – dieser Artikel ist nicht nur was für Katzenliebhabys, denn es geht auch um persönliche Entwicklung.

Katzen waren immer da

Seit ich denken kann, gibt es Katzen in meinem Leben. Zuerst war da Ulla aka Minka aka Mietze, eine stinknormale Straßenkatze, die wir aus dem Tierheim geholt haben, weil klein Anna eines Tages sagte: „So, wir fahren jetzt ins Tierheim und holen eine Katze und wir nennen sie Ulla.“ Ulla war eine unglaublich liebe und ruhige Katze. Nicht sonderlich verkuschelt, aber jede Nacht, wenn ich geschlafen habe, kam sie und hat sich an mein Fußende geschmaust. 

„Die beiden wurden nie die besten Freundys, aber sie akzeptierten einander.“

Im Laufe der Jahre haben wir immer mal versucht, die Mietze mit anderen Katzen zu vergesellschaften, denn Menschen können zwar Gesellschaft geben, aber sie ersetzen keine Artgenossen. Das hat nie so richtig gut geklappt, bis die Katze meiner damaligen besten Freundin einen Wurf kleiner Straßentiger hatte und die kleinen verteilt werden mussten. So kam Weißpfötchen aka Jürgen-Mannfred zu uns. 

Die Mietze (links) & Jürgen-Manfred (rechts) © privat / lemons

Die beiden wurden nie die besten Freundys, aber sie akzeptierten einander. Und als die Mietze irgendwann eingeschläfert werden musste, weil sie einen Darmverschluss hatte, war Jürgen alleine. Auch Jürgen war nicht so richtig verschmust. Am liebsten hat er seine Zeit auf der Sessellehne vom Sessel meines Vaters, vorm Futternapf oder im Bett meiner Eltern verbracht. 

Bis zu dem Tag, als er Nachts nochmal raus wollte und niemals wiederkam. Wir wissen bis heute nicht, was mit ihm passiert ist, nur sein Halsband wurde nach ein paar Wochen gefunden. Ich hoffe sehr, dass er nicht leiden musste, egal was passiert ist. 

Seit dem Tag ist mein Wunsch, wieder eigene Katzen zu haben, immer größer geworden. Ich hatte zwar davor schon immer mal mit dem Gedanken gespielt, aber da ich wann immer ich wollte zu meinen Eltern konnte, um mit Jürgen zu kuscheln und ich auch absolut nicht die finanziellen Mittel hatte, standen eigene Katzen nie wirklich zur Debatte. Und dann kam Corona. 

Adopt don’t Shop

Einen besseren Zeitpunkt, um sich ein Tier zuzulegen und einzugewöhnen, hätte es wohl kaum geben können. Ich besuchte wochenlang die Seite vom Tierheim Berlin und hin und wieder durchforstete ich eBay Kleinanzeigen und ausländische Tiernotrettungseiten. Denn für mich war von Anfang an klar, dass ich nur ein Tier adoptieren möchte, das ein Zuhause braucht. Von gezüchteten Tieren halte ich persönlich nichts.

Wer schon mal Katzenbabys gesehen hat, kann sich denken, wie schnell die Entscheidung getroffen war.

Es gibt schon genug Tiere, da brauche ich nicht noch ein vermeintlich perfekt gezüchtetes, für das ich noch hunderte bis tausende Euro zahle. 

Lotti (links) und Carli (rechts) hießen vorher Tilly und Iris © Anna / lemons

Irgendwann fand ich dann Kater Berti, die Beschreibung klang perfekt für uns, also schrieb ich dem Tierheim eine Mail. Kurz darauf kam ein Anruf. Es stellte sich raus, dass Berti viel Freigang braucht, was bei unserer Wohnung zwar möglich, dank Bahn und Hauptstraße in direkter Umgebung aber viel zu gefährlich gewesen wäre. „Aber wir hätten da noch zwei kleine Flauschbälle, wenn Sie sich die mal anschauen wollen!?“

Ja naja und wer schon mal Katzenbabys gesehen hat, kann sich denken, wie schnell die Entscheidung getroffen war. Einen Tag später haben wir Lotti und Carli mit nach Hause genommen. 

Die ersten Wochen

Die ersten Wochen waren wortwörtlich wild. Bevor ich eigene Katzen hatte, wusste ich nicht, wie sehr man sich über Stuhlgang freuen kann. Denn vor allem Lotti hatte anfänglich durch den Stress der neuen Umgebung ziemlich zu kämpfen und immer wieder Durchfall, bei einer Langhaarkatze nicht soo prickelnd. Was ich außerdem nicht wusste: Babykatzen bekommen in den ersten Monaten 5x am Tag Fressen – im Nachhinein total logisch. Wenn wir klein sind, können wir ja schließlich auch nicht direkt so große Portionen verdrücken wie Erwachsene.  

Dementsprechend froh war ich, dass ich komplett zuhause sein konnte. Denn die Reduzierung der Mahlzeiten auf zwei hat bei uns ungefähr 5-6 Monate gedauert. 

Ansonsten haben sich die kleinen Energiebündel super schnell eingelebt und angefangen, die Wohnung zu ihrem Territorium zu erklären. Übrigens, bis auf die Grundausstattung (Katzeklos, Kratzbaum, Transportboxen, Futternäpfe, Katzenstreu, Katzenfutter und ein paar Spielangeln) brauchst du wirklich nichts, auch wenn wir uns oft nicht zurückhalten können und beim Fressnapf-Einkauf doch wieder irgendeinen Tinnef mitbringen.

Lotti ist ganz katzentypisch komplett verrückt nach Kartons und Papiertüten und Carli liebt es, mit Q-Tips zu spielen. Und wenn ich sage spielen, meine ich: Sie schleppt sie weg, als wäre es ihre Beute. 

Die Sache mit der Verantwortung

Obwohl ich mit Katzen groß geworden bin, war mir trotzdem nie klar, wie viel Verantwortung es am Ende dann doch ist, selbst welche zu haben. Für die ganzen „unangenehmen“ Sachen wie Katzeklo putzen, Futter einkaufen oder Tierarztbesuche waren früher meine Eltern zuständig. Für all das, inklusive des Sorgen machens, sind wir jetzt selbst zuständig. 

Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich mir all diese Aufgaben mit meinem Freund teilen kann. Alleine hätte ich den Schritt vielleicht immer noch nicht gemacht. 

Aus dem Artikel: 1 Jahr mit Katzen – ein Erfahrungsbericht.
Die beiden zu beobachten ist besser als jeder Film. © Anna / lemons

Für dieses Commitment sollte man bereit sein, wenn man sich ein Tier zulegt. Das war ich vor ein paar Jahren noch nicht. Denn ab diesem Zeitpunkt ist man nur noch halb so flexibel und ungebunden wie davor. Und auch vom finanziellen Aspekt her hätte ich mir ein Tier viel früher gar nicht zulegen können.

Urlaub mit Katzen?

Eine Sache, die noch auf uns zukommen wird, ist Urlaub. Denn surprise, dank Corona waren wir die letzten 1 ½ Jahre nicht vereist. Was natürlich auch entspannt war, weil wir uns keine Gedanken darum machen mussten, was wir mit den Katzis machen. Auf der anderen Seite frage ich mich jetzt schon, wie es mir damit geht, die Flauschis zwei Wochen auszuquartieren. 

Die Flauschis sind selbstverständlich nicht mit Geld aufzuwiegen – aber sie kosten nunmal Geld.

Zu unserem Glück haben wir mindestens zwei Stellen, wo wir die zwei problemlos hinbringen können.  Ansonsten gibt es auch Katzen-Pensionen, damit haben die Eltern meines Freundes gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn das eher nicht für uns in Frage kommt, ist es gut, davon zu Wissen.

Was kosten Katzen?

Die Flauschis sind selbstverständlich nicht mit Geld aufzuwiegen – aber sie kosten nunmal Geld. Und das kann, je nach Katze, ganz schön variieren. Dabei rede ich nicht von Kratzmöbeln, Spielzeug und Co. – denn dass man sich dumm und dämlich bezahlen kann, ist nicht anders als bei Klamotten und Interior für Menschen. Ich meine mehr die variablen Kosten wie Tierarztbesuche oder Spezialfutter für empfindliche Katzenmägen. 

Aus dem Artikel: 1 Jahr mit Katzen – ein Erfahrungsbericht.
Die beiden sind keine leiblichen Schwestern, sie wurden im Tierheim vergesellschaftet und verstehen sich zum Glück blendend. © Anna / lemons

Bei Carli häufen sich zum Beispiel die Kosten für die Tierärztin, weil sie eine beidseitige Patellaluxation (bedeutet, dass die Kniescheiben immer wieder rausspringen) hat. Bis wir rausgefunden haben, was ihr Problem ist, haben wir viele Stunden und hunderte Euro beim Tierarzt gelassen. Und mit der Diagnose wird es jetzt erst so richtig teuer, denn die OP wird knapp 3.000 Euro kosten. Dass wir das machen, ist natürlich selbstverständlich, wäre vor ein paar Jahren aber nicht möglich gewesen.

Der ganz normale Wahnsinn

Aus dem Artikel: 1 Jahr mit Katzen – ein Erfahrungsbericht.
Meine zwei Chaotinnen
© Anna / lemons

Auch wenn die zwei uns manchmal wirklich in den Wahnsinn treiben, weil sie mal wieder neben ihr Klo gekackt haben, Fellballen auskotzen, an Sachen kratzen, an denen sie nicht kratzen sollen, unglaublich viel mehr Schmutz in der Wohnung verursachen oder jeden Morgen pünktlich um 7:00 Uhr ihr Terror-Weck-Kommando starten – das alles ist schnell vergessen, wenn sie dich mit ihren kleinen flauschigen Gesichtern anschauen, sich auf deinen Bauch kuscheln oder Quatsch machen, der lustig aussieht.

Das letzte Jahr mit den Flauschis war aufregend und anstrengend, aber vor allem eins: sehr sehr schön! Ich bereue die Entscheidung für die beiden keinen einzigen Tag und ich hoffe, dass sie noch mindestens die nächsten 20 Jahre bei uns sind. 

Hast du auch Tiere oder hättest gerne welche? Schreib uns das gerne in die Kommentare!

Titelbild: © Anna / lemons

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