Durch die Corona-Pandemie ist vieles anders geworden – Arbeit, Einkaufsverhalten, aber vor allem, wie wir uns innerhalb von Freundschaften begegnen. Da ich Ende April meinen zweiten Geburtstag im Lockdown gefeiert habe, sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die sich innerhalb des letzten Jahres ganz schön verändert haben.
Lockdown – wie feiert man da Geburtstag?
Wer mich kennt, weiß, dass ich Geburtstage toll finde. Tja, und plötzlich leben wir in einer Zeit, in der man Geburtstage gar nicht so richtig feiern kann…
2020 fiel mein Geburtstag auf den Anfang der Pandemie, als wir in Deutschland diesen krassen Lockdown hatten, bei dem wirklich fast niemand auf der Straße zu sehen war. „Gefeiert“ habe ich dementsprechend mit meiner Mutter, meinem Freund und zwei Freundinnen im Park – mehr als fünf Personen durften wir schließlich nicht sein.
Die Stimmung würde ich im Nachhinein als etwas unsicher bezeichnen. Wir waren in einer Phase, in der Abstand halten, Maske tragen und die weiteren Beschränkungen völlig neu für uns waren. Außerdem hatten wir in dieser Zeit keine Ahnung, wo sich das Virus aktuell ausbreitet und ob wir nicht doch ein Cluster sind, in dem wir uns fröhlich gegenseitig infizieren.
Deshalb saßen wir mit großem Abstand bei wolkigen 30°C (und dicker Migräne dank des schwül-heißen Wetters) im Schlosspark Charlottenburg und haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Das hat sich ganz schön merkwürdig angefühlt in dieser neuen Zeit, in der sich die Welt gerade um 180° dreht und wir quasi ein völlig neues Leben begonnen haben.
Das neue Normal
Ein Jahr später musste ich fast schon ein bisschen lachen, da es auf den ersten Blick so aussah, als hätte sich im letzten Jahr einfach nichts geändert: Der Geburtstag steht an, wir sind schon wieder im Lockdown und dürfen noch weniger Menschen treffen, als im letzten Jahr.
Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass das auch bitter nötig ist, denn am 28. April 2021 war die Zahl der Neuinfektionen 17 mal so hoch, wie am 28. April 2020. Sieb-zehn-mal!
Allerdings hat sich in diesem Jahr einiges geändert und das Leben in der Pandemie hat sich irgendwie normalisiert.
Ich muss gestehen, dass ich gerade ziemlich schockiert war, als ich die Zahlen zusammengesucht habe, weil ich im Gegensatz zum Anfang der Pandemie gar nicht mehr jeden Tag genau weiß, was die täglichen Neuinfektionen sind. Die Kurve ist zwar immer präsent, aber da befinden wir uns schließlich auf dem besten Weg, wenn auch immer noch auf einem ziemlich hohen Niveau.
Im Alltag haben sich die meisten mit den Kontaktbeschränkungen und dem Maskentragen arrangiert, Home Office ist für viele zur Normalität geworden.
Und auch mein Geburtstag fühlte sich dieses Jahr viel normaler und schöner an, als letztes Jahr, auch wenn er natürlich nicht wie ein normaler Geburtstag gefeiert wurde.
Aufgrund der strengeren Kontaktbeschränkungen wurde aus dem Spaziergang im Park mit zwei Freundinnen und meiner Mutter ein Spaziergang mit einer Freundin und anschließendes Essen bestellen bei meiner Mutter, denn seit Anfang des Monats hatte endlich mein Lieblingsrestaurant wieder auf.
Großer Fortschritt im Vergleich zum letzten Geburtstag: Wir waren alle frisch getestet und hatten so zumindest etwas mehr Sicherheit, als im Jahr davor.
Virtuelle Realität
Noch ein großer Fortschritt zum letzten Jahr ist die Normalität, mit der wir inzwischen die meisten Bereiche unseres Lebens einfach ins Internet verlagert haben. Im ganzen letzten Jahr habe ich einen Großteil meiner Freund*innen regelmäßig in Videocalls getroffen, mit ihnen Spiele gespielt oder gemeinsame Projekte geplant und realisiert.
Da war es naheliegend, auch den Geburtstag online zu feiern, Möglichkeiten gibt es inzwischen schließlich genug. Wir haben uns für ein browserbasiertes Exit Game entschieden, das bei allen parallel lief und ziemlich gut funktioniert hat.
Ich bin wirklich unglaublich dankbar dafür, dass wir das Internet mit all seinen Kommunikationsmitteln haben und weiterhin unsere Freundschaften unkompliziert pflegen können. Stell’ dir mal vor, die Pandemie wäre vor 20 Jahren gewesen – was hätten wir, bzw. vor allem unsere Elterngeneration gemacht? Remote Arbeiten war kaum möglich, Facebook war noch nicht gegründet.
Dieses Privileg, dass wir den größten Teil unserer Zeit zu Hause bleiben, uns und andere schützen und trotzdem gut Kontakt mit unseren Liebsten halten können, vergessen wir in den ganzen Einschränkungen, die unseren Alltag momentan begleiten, leider viel zu oft.
Ein neuer Umgang miteinander
Dadurch, dass ein virtuelles Treffen mit viel weniger Aufwand verbunden ist, kommt es zumindest in meinem Freundeskreis viel öfter zustande. Ohne den Anfahrtsweg ist man flexibler und ich glaube, man sagt seltener ab, denn selbst wenn man total erledigt ist – ein gemütlicher Zoom-Call im Bett geht meistens trotzdem.
Und irgendwie erzeugt es eine ganz andere Nähe, Freund*innen über Videocalls in das private Zuhause zu lassen, als sich auf den Weg zu machen, um sich mit diesen Menschen zu treffen. Meistens sitzt man ungeschminkt in gemütlichen Klamotten vor dem Laptop, die Wohnung muss auch nicht ordentlich sein. Und wenn das Treffen vorbei ist, steht für niemanden ein langer Heimweg durch die Stadt an.
Darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass wir viel mehr wirklich darauf achten, wie es unseren Mitmenschen geht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es sehr vielen wegen dieser langen Zeit der Einschränkungen gerade nicht besonders gut geht.
Für die Zeit nach Corona bin ich stark dafür, dass wir etwas, das wir in dieser Zeit gelernt haben, unbedingt beibehalten: Mehr Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen tut ihnen und damit auch uns gut – denn sie sind das Wichtigste in unserem Leben.
Wie hat sich dein Leben durch Corona verändert? Gibt es etwas Positives, das du aus dieser Zeit mitnehmen kannst?
Titelbild: Krista Mangulsone auf Unsplash
Mir fehlt das Einander-in-die-Augen-schauen-können und das Sich-zur-Begrüßung-umarmen schon sehr – aber der Blick auf die positiven Aspekte der virtuellen Treffen ist ermunternd und wichtig, um weiter durch die Pandemie zu kommen. Wichtig ist denke ich angesichts des geringeren Aufwands der Treffen, dennoch die gleiche Verbindlichkeit herzustellen. Aber das hast du uns schon liebevoll eingetrichtert. 😉
Ich freu‘ mich auch schon wahnsinnig, euch alle wieder in den Arm nehmen zu können, aber wie du schon sagst – sich die positiven Aspekte bewusst zu machen hilft dabei, nicht nur auf das zu schauen, was man gerade nicht hat und unglücklich zu sein. Und natürlich muss so ein virtuelles Treffen genauso verbindlich verabredet sein, wie ein „echtes“ Treffen! 🙂