7 Tage Quarantäne – ein persönlicher Erfahrungsbericht

Dieses Weihnachten war für uns alle ein besonderes Weihnachten, das wahrscheinlich kaum jemand so feiern konnte, wie er oder sie es sich gewünscht hätte. Trotzdem haben sicher viele versucht, das Beste aus der Situation zu machen und den Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage so sicher wie möglich zu gestalten. 

Für meinen Freund und mich bedeutete das: sieben Tage vorweihnachtliche Quarantäne. Und zwar so richtige Quarantäne ohne schnell noch Brot beim Bäcker zu kaufen oder einmal durch den Park zu spazieren, um frische Luft zu schnappen.

Denn wir wollten an Weihnachten einen schönen Abend mit einer nicht mehr ganz jungen Verwandten genießen und leider ist es so, dass auch im Park die Wege manchmal sehr eng sind und einem die Menschen, für Corona-Verhältnisse, doch etwas zu nah kommen können.

Sieben Tage lang nicht rauszugehen klingt durchaus machbar, aber eine ganze Woche in einer kleinen 2-Zimmerwohnung auf gerade mal 50 m² ohne Balkon zu verbringen, sollte doch anstrengender werden, als wir beide uns das anfangs vorgestellt hatten.

Die Vorbereitung

Da wir in unserer Quarantäne-Woche auch nicht in Kontakt mit Lieferant*innen kommen wollten, mussten wir zum einen die Besorgung der Weihnachtsgeschenke langfristiger planen und zum anderen dafür sorgen, dass wir genug Essen im Haus haben. 

Die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig beisammen zu haben, fiel uns relativ leicht, da ich eh grundsätzlich Dinge lieber zu früh, als zu spät erledigt habe und wir dieses Jahr viele der Weihnachtsgeschenke selbst gemacht haben, um nicht unnötig shoppen gehen zu müssen und den Lieferverkehr nicht zusätzlich zu belasten.

„Als Stadtbewohner*innen mit einer kleinen Wohnung ohne Vorratskammer sind wir es gewohnt, nur so viele Lebensmittel im Haus zu haben, wie wir in den nächsten Tagen benötigen.“

Genug Essen im Haus zu haben war schon eine größere Herausforderung. Als Stadtbewohner*innen mit einer kleinen Wohnung ohne Vorratskammer sind wir es gewohnt, nur so viele Lebensmittel im Haus zu haben, wie wir in den nächsten Tagen benötigen. Und mit einem Supermarkt direkt vor der Haustür ist es auch nicht so schlimm, wenn etwas fehlt und man das schnell nachkaufen muss.

Zum Glück sind wir es gewohnt, einen Wochenplan für unser Essen zu erstellen und haben uns für die sieben Tage ein paar leckere, zum Teil auch aufwendigere, Gerichte ausgesucht, um bei einer abwechslungsreichen Ernährung zu bleiben. Von den sieben Gerichten haben wir bestimmt auch vier gekocht, zwei abgewandelt und eins glücklicherweise noch übrig gehabt, da auf die Weihnachtsfeiertage direkt das Wochenende mit geschlossenen Supermärkten folgte.

Mit vollem Kühlschrank und vielen Ideen, wie man die nächsten sieben Tage füllen könnte, starteten wir also in unser kleines Quarantäne-Abenteuer.

Freie Zeit = produktive Zeit?

Man sollte denken, dass sieben Tage unendlich viel Zeit bedeuten. Dementsprechend habe ich mir viel vorgenommen: Ein paar Artikel für lemons wollte ich schreiben, außerdem am liebsten täglich Sport machen, kochen, Wohnung putzen und endlich mal die Serie gucken, die ich mir extra aufgehoben hatte.

Am Ende habe ich genau ein Mal Sport gemacht und keinen einzigen Artikel geschrieben. Immerhin haben wir gut geputzt und regelmäßig gekocht, aber das eigentlich auch nur, weil wir ja mussten. Lieferdienst hatten wir uns schließlich selbst verboten. 

„Ab Tag drei war mein Gehirn leider nicht mehr dazu in der Lage, etwas anderes zu machen, als stumpfsinnig abwechselnd auf’s Handy und auf den Fernseher zu gucken.“

Im Nachhinein kann ich sagen: Zu der Serie, die ich gucken wollte, kamen noch mindestens vier Filme und viele Stunden Youtube dazu, denn ab Tag drei war mein Gehirn leider nicht mehr dazu in der Lage, etwas anderes zu machen, als stumpfsinnig abwechselnd auf’s Handy und auf den Fernseher zu gucken. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses zu Hause bleiben so schnell am Energiehaushalt zehrt. Aber wenn man jeden Tag aufwacht, keine Termine vor einem liegen und man jeden Tag nur die gleiche Umgebung hat, macht das ganz schön müde.

Dementsprechend haben mein Freund und ich dann beschlossen, dass wir uns nicht weiter ein schlechtes Gewissen machen und einfach genau das tun, was man sich im stressigen Alltag so oft wünscht, was aber am Ende gar nicht so befriedigend ist, wie man es sich vorstellt: Serien und Filme gucken und Nintendo Switch spielen.

Wenn der Haussegen schief hängt

Leider hatte dieser übermäßige Konsum digitaler Medien gepaart mit der fehlenden frischen Luft zu einer starken Unausgeglichenheit in mir geführt. Das gipfelte an dem Morgen, an dem ich mir ziemlich doll den Finger verbrannt habe, weil meine Freund zu viel Wasser in den Kaffeekocher gefüllt hatte. Ich war stundenlang wütend und konnte auch nicht rausgehen, um mit etwas Abstand über die Situation nachzudenken und zu merken, dass er das ganz bestimmt nicht böse gemeint hat. 

Den daraus resultierenden Streit konnten wir noch am gleichen Tag beilegen, allerdings war ich im Nachhinein erstaunt, wie sehr mich diese kleine Situation aus dem Gleichgewicht bringen konnte und musste mir eingestehen, dass ich es doch etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen hatte, wie es sein würde, eine Woche in Quarantäne zu verbringen.

Natürlich war diese Zeit nur eine freiwillige, verhältnismäßig kurze Quarantäne, aber sie hat mir trotzdem gezeigt, wie schnell es unangenehm werden kann, derart wenig Freiraum zu haben. Und ich werde wohl weiterhin sehr vorsichtig sein, um eine notwendige Quarantäne aufgrund eines Corona-Verdachts so gut es geht zu vermeiden.

Schreib’ mir gerne in die Kommentare, wie du Weihnachten verbracht hast und wie es dir mit der aktuellen Corona-Situation geht.

Titelbild: Photo by Ruan Richard on Unsplash